Regina Jonas
Seminar Winter 2024 Curriculum

Das Regina-Jonas-Seminar steht in einer langen und reichen Tradition rabbinischer Ausbildung in Deutschland. Wir bilden Rabbinerinnen und Rabbiner aus, die voller Kompetenz und Leidenschaft jüdischen Gemeinden und Institutionen des Liberalen Judentums in Deutschland und Europa dienen. Lehre und Studium haben den Reichtum der biblischen Schriften, der Rabbinischen Literatur und der jüdischen Tradition in Synagoge und Lebenspraxis vom Sinai bis in unsere Zeit zum Gegenstand. Die Verbundenheit mit der Gesamtheit der jüdischen Gemeinschaft (Klal Jisrael) und dem Staat Israel leiten uns; wir sind den Werten von Torahstudium, jüdischer Solidarität, Pluralismus und egalitärem Judentum, interreligiösem Dialog und gesellschaftlicher Gerechtigkeit verpflichtet. Wir wissen uns verantwortlich für die religiöse, geistige und ethische Entwicklung aller unserer Studierenden.

Rabbinerin Dr. Ulrike Offenberg – Jüdische Gemeinderealität in Deutschland

In diesem Kurs befassen sich die Studierenden mit den historischen, strukturellen und soziologischen Prägungen der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Wir lernen Grundzüge der Nachkriegsgeschichte kennen, die Entstehung von Gemeinden und jüdischen Institutionen nach der Schoah sowie ihre unterschiedlichen Existenzbedingungen in Ost- und in Westdeutschland. Die Entwicklung im vereinigten Deutschland, die Einwanderung von Juden und Jüdinnen aus der früheren Sowjetunion, die Herausforderungen, Konflikte, Veränderungen führen bis in die unmittelbare Gegenwart. Dieser Kurs führt ein in das künftige Berufsumfeld der Studierenden und wird auf Deutsch unterrichtet.

Rabbiner Prof. Yehoyada Amir und Rabbinerin Anita Kántor – Homiletik, die Kunst der Draschot

Der auf zwei Semester angelegte Kurs untersucht die Entwicklungen des Darschanut im Laufe der Jahrhunderte sowie seine Rolle und Einfluss im jüdischen Gemeindeleben sowohl innerhalb als auch außerhalb der Synagoge. Die verwendete Literatur erstreckt sich von Tora bis zu den Herausforderungen der Neuzeit. Die Studierenden wenden die erlernten Techniken in einem praktischen Teil an.

Rabbiner Prof. Yehoyada Amir / Rabbinerin Prof. Elisa Klapheck – Paradigmen moderner jüdischer Existenz

„Von Mendelssohn ab [hat] unser ganzes Volk sich der Folter all dieser wahrhaft peinlichen Fragen unterzog und das Judesein jedes Einzelnen nun auf der Nadelspitze eines Warum tanzte“ (Franz Rosenzweig, „Die Bauleute“). Die Moderne hat zahlreiche Paradigmen für das Verständnis des Judentums und jüdischer Identität hervorgebracht, von denen viele im Spannungsverhältnis stehen. Deshalb ist der heutige jüdische Diskurs von konkurrierenden Paradigmen jüdischer Existenz geprägt. Der Kurs beschäftigt sich mit der Konstruktion jüdischer Identitäten und dem Prozess ihres Zustandekommens. Im Laufe des Semesters erarbeiten wir uns die theoretischen Grundlagen jüdischer Identität in Ethik, Nation, Religion, Halacha, Zivilisation, Fremdheit und Gegenkultur, Bund und post-ethnischen Kategorien. Mehrere Stunden dieses Kurses werden von Rabbinerin Elisa Klapheck gehalten, die sich auf weibliche intellektuelle Darstellungen der modernen jüdischen Existenz konzentrieren wird.

Rabbinerin Dr. Ulrike Offenberg – Megillot und andere Textquellen der Feiertage

Der Kurs ist auf eine Dauer von zwei Semestern ausgelegt. Wir werden die Megillot, apokryphe und rabbinische Texte studieren, die einen wesentlichen Teil des jüdischen Kalenders bilden. Die Erforschung der Bezüge von Text und Kalender, ihrer liturgischen Verwendung sowie traditioneller und moderner Interpretationen wird den Studierenden ein vertieftes Verständnis dieser Quellen vermitteln. Im Wintersemester konzentrieren wir uns auf die Megillat Kohelet, die Bücher der Makkabäer sowie talmudische Quellen zu Chanukka, Tu Bischvat und die Megillat Esther. Im Sommersemester konzentrieren wir uns auf die Megillat Schir HaSchirim, Ruth und Eichah.

Rabbiner Yehoyada Amir / Rabbinerin Anita Kántor / Rabbinerin Dr. Ulrike Offenberg – Aspekte der rabbinischen Führung (Leadership) in der Gemeinde

Ziel dieses Kurses ist die Vorbereitung und Begleitung der praktischen Arbeit der Studierenden in Gemeinden. Wie bereitet man sich auf ein Praktikum vor? Welche Herausforderungen müssen berücksichtigt werden? Welchen Einfluss können Rabbiner auf die Entwicklung der Gemeinde haben? Wir werden Herausforderungen in Synagogen und Gemeinden identifizieren und die Rolle des Rabbiners thematisieren.